Bracketing: Belichtungsreihen in der Landschaftsfotografie

Willkommen zur Landschaftsfotografie-Schule! Heutiges Thema: Bracketing

Bracketing mag für viele auf den ersten Blick abschreckend und schwierig erscheinen, aber es ist eine Technik, die leicht zu erlernen ist und einen wichtigen Bestandteil der Landschaftsfotografie darstellt. Heute sprechen wir darüber, was sich hinter dem Fachbegriff verbirgt, wie du diese Technik selbst anwenden kannst und vor allem, wie du dadurch deine Landschaftsfotografie verbessern kannst. Bist du bereit, deine Landschaftsfotografie auf ein neues Niveau zu heben? Dann lass uns loslegen.

Inhaltsübersicht
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    Bracketing - was ist das?

    Bracketing, auch Belichtungsreihe, HDR oder Exposure Stacking genannt, ist eine Technik, bei der eine Reihe von Fotos mit unterschiedlichen Belichtungseinstellungen aufgenommen wird, um sicherzustellen, dass alle Bereiche des Fotos detailliert dargestellt werden. Anschließend werden diese Fotos am Computer zusammengesetzt. Im Allgemeinen werden die Fotos wie folgt aufgenommen:


    1. Ein unterbelichtetes Foto (zu dunkel).
    2. Ein Foto mit optimaler Belichtung.
    3. Ein überbelichtetes Foto (zu hell).
    Bracketing-erstes-Foto-unterbelichtet
    Unterbelichtet
    Bracketing-zweites-Foto-optimal belichtet
    Optimal belichtet
    Bracketing-drittes-Foto-überbelichtet
    Überbelichtet

    Das Ziel dabei ist es, den Dynamikumfang einer Szene zu bewältigen.

    Dynamikumfang in der Landschaftsfotografie

    Besonders in der Landschaftsfotografie ist der Dynamikumfang ein häufig auftretendes Problem, da Landschaften in der Regel eine große Bandbreite an Helligkeiten und Kontrasten aufweisen. Dieser Fachbegriff beschreibt den Bereich zwischen den hellsten und dunkelsten Teilen einer Szene, der oft zu groß ist, um ihn in einem einzigen Bild exakt einzufangen. Vereinfacht gesagt, ist der Himmel oft zu hell und der Vordergrund zu dunkel. Selbst die teuersten Kameras sind nicht in der Lage, solche Extremsituationen zu meistern bzw. das gesamte Helligkeitsspektrum in einer Aufnahme abzubilden. Das bedeutet, dass dein Foto entweder über- oder unterbelichtet sein wird.
    Darstellung Dynamikumfang
    Der Dynamikumfang war so groß, dass der Vordergrund schwarz und der Himmel überbelichtet war. Eine optimale Belichtung war technisch nicht möglich.
    In solchen Szenarien erweist sich die Belichtungsreihe als bewährte Methode, um das Helligkeitsspektrum bzw. den Dynamikumfang zu beherrschen und so das Beste aus den Landschaftsfotos herauszuholen.

    Wie kann ich eine Belichtungsreihe fotografieren?

    Ich möchte dir zwei Methoden vorstellen, mit denen du eine Belichtungsreihe aufnehmen kannst.

    1. AEB (Auto Exposure Bracketing); BKT

    AEB (Auto Exposure Bracketing) ist eine Funktion, die in vielen modernen Kameras verfügbar ist und die automatische Aufnahme einer Belichtungsreihe ermöglicht. Der Name der Einstellung kann von Kamera zu Kamera unterschiedlich sein – bei Nikon heißt es zum Beispiel BKT. Wenn du dir nicht sicher bist, google dein Modell.

    Je nach Kameramodell kannst du zwischen 3 und 9 Aufnahmen in einer Belichtungsreihe einstellen. Die Größe der Belichtungsunterschiede (Helligkeitsunterschiede) wird meist in „Belichtungswerten“ (Exposure Value) gemessen und kann ebenfalls von dir eingestellt werden.
    Bei den meisten Kameras kannst du die Belichtungsunterschiede in Schritten von 1/3 bishin 1 EV einstellen. Ein Wert von 1 EV entspricht einer Verdoppelung oder Halbierung der Lichtmenge. Zum Beispiel könnte eine Belichtungsreihe aus 3 Aufnahmen (oder mehr) mit jeweils 1 EV Unterschied bestehen (das würde ich dir für den Anfang empfehlen – ich fotografiere meistens in ganzen EV-Schritten und mit 3-5 Aufnahmen).

    Belichtungsreihe-Messerwert
    Optimal belichtet (Messwert)
    Bracketing-unterbelichtet
    Messwert - 1EV = unterbelichtet
    Bracketing-überbelichtet
    Messwert + 1EV = überbelichtet
    Du kannst die Belichtungsreihe auch mit einer Intervallaufnahme kombinieren, sodass du nicht für jedes Foto einzeln den Auslöser drück musst, das minimiert gleichzeitig auch eventuelle Verwacklungen.

    2. Bracketing manuell erstellen

    Natürlich kannst du auch manuell ein Bracketing erstellen bzw. die Belichtungseinstellungen nach jeder Aufnahme selbst ändern. Das ist vor allem dann zu empfehlen, wenn du dich mit deiner Kamera und den Einstellungen gut auskennst, da die Einstellungen schnell geändert werden können und es manchmal lästig sein kann, eine ganze Belichtungsreihe im Automatikmodus zu fotografieren (das wirst du merken, wenn du es ein paar Mal gemacht hast). Um eine manuelle Belichtungsreihe zu machen, gehst du wie folgt vor.

     

    1. Befestige deine Kamera auf einem Stativ.
    2. Mache ein Foto mit optimaler Belichtung für den Himmel (achte darauf, dass das Histogramm nicht nach rechts ausschlägt).
    3. Verändere die Belichtungszeit um einen Belichtungswert und mache das Foto heller (kontrolliere das Histogramm und beobachte, wie es sich nach rechts verschiebt).
    4. Verändere die Belichtungszeit noch einmal um einen Belichtungswert und mache das Foto noch heller (wiederhole den Vorgang, bis das Histogramm nicht mehr nach links ausschlägt).
    Belichtungsreihe-unterbelichtet
    Belichtung für den Himmel
    Belichtungsreihe-Histogramm-unterbelichtet
    Das Histogramm schlägt nicht nach rechts aus - Himmel optimal belichtet
    Belichtungsreihe-Messerwert
    Vordergrund langsam erhellen
    Belichtungsreihe-Histogramm-Messwert
    Das Histogramm verschiebt sich nach rechts
    Belichtungsreihe-überbelichtet
    Belichtung für den Vordergrund
    Belichtungsreihe-Histogramm-überbelichtet
    Das Histogramm schlägt nicht nach links aus - Vordergrund optimal belichtet
    Theoretisch könntest du den Belichtungswert auch mit der Blende verändern, aber da du damit auch die Schärfe im Foto veränderst, könntest du Probleme beim Zusammensetzen am Computer bekommen. Als Alternative zur Belichtungszeit würde ich dir den ISO-Wert empfehlen, aber in den meisten Fällen ist die Belichtungszeit am besten geeignet, um den Belichtungswert zu ändern.

    Übungsaufgabe:
    Erstelle eine Belichtungsreihe.

    Das Histogramm im Auge behalten

    Unabhängig davon, ob du eine Belichtungsreihe automatisch mit der Kamera oder manuell erstellst, solltest du auf jeden Fall immer das Histogramm im Auge behalten. Nur so kannst du sicher sein, dass deine Bilder weder unter- noch überbelichtet sind, oder dass dein unterbelichtetes Bild genügend Details in den Lichtern (Himmel) und dein überbelichtetes Bild genügend Details im Vordergrund zeigt. Wenn du mehr über das Histogramm erfahren möchtest, kannst du hier nachlesen, wie man es richtig liest.

    Das Stativ für die perfekte Belichtungsreihe

    Da du die Fotos später am Computer zusammenfügen musst, ist es ratsam, mit einem Stativ zu fotografieren, damit die Fotos auch wirklich übereinander liegen. Das ist entscheidend für den Erfolg. Wenn du geübt bist und mit kurzen Belichtungszeiten arbeitest, kannst du es auch aus der Hand versuchen.

    Bracketing-Aufnahmen am Computer zusammensetzen

    Nachdem du deine Aufnahme im Kasten hast, geht es daran die Fotos am Computer weiterzuverarbeiten. Hier erkläre ich dir, wie du die Bilder mit Lightroom zusammensetzten kannst:

    Importieren der Belichtungsreihe:

    Importiere die Belichtungsreihe in Lightroom Classic, indem du auf die Schaltfläche “Importieren” in der Bibliotheksmodul-Ansicht klickst und dann die Bilder auswählst, die die Belichtungsreihe bilden.
    Auswahl der Belichtungsreihe:
    Klicke auf das erste Bild der Belichtungsreihe, halte die Umschalttaste gedrückt und klicke dann auf das letzte Bild der Reihe. Dadurch werden alle Bilder zwischen dem ersten und letzten Bild ausgewählt.

    Zusammenfügen zur HDR-Aufnahme:

    Gehe zum Menü “Foto” und wähle die Option “Zusammenfügen” > “HDR…” aus.
    Einstellungen für das Zusammenfügen festlegen:
    Im Dialogfeld “Zusammenfügen zur HDR” kannst du verschiedene Optionen einstellen:
    Auto-Einstellungen: Brauchst du nicht, weil du das Foto später selbständig bearbeiten wirst.
    Ausrichtung: Brauchst du, weil deine Aufnahmen oft nicht hundertprozentig übereinander liegen. Selbst mit Stativ.
    Stapel zusammenfügen: Brauchst du nicht. Diese Option fügt die HDR-Aufnahme in den Stapel mit den Ursprungsbildern ein, was die Organisation erleichtern kann.

    Klicke auf “Zusammenfügen”, wenn du mit den Einstellungen zufrieden bist.

    Warten auf den Zusammenführungsprozess:
    Lightroom Classic wird nun die Bilder zusammenführen und das HDR-Bild erstellen. Dies kann je nach Anzahl und Größe der Bilder einige Zeit dauern.

    Bearbeiten des HDR-Bildes:

    Nachdem der Zusammenführungsprozess abgeschlossen ist, wird das resultierende HDR-Bild in Lightroom Classic angezeigt. Du kannst nun die üblichen Bearbeitungswerkzeuge von Lightroom verwenden, um das Bild weiter anzupassen und zu verfeinern.

    Bracketing, eine vollständige Belichtungsreihe
    Eine komplette Belichtungsreihe mit dem Endergebnis nach der Bildbearbeitung

    Fazit

    Das Erstellen einer Belichtungsreihe, auch bekannt als Bracketing, hilft dir dabei, schwierige Lichtsituationen zu meistern und ist manchmal notwendig, um Details sowohl in den Schatten als auch in den Lichtern zu erfassen. Sobald eine Stelle im Foto über- oder unterbelichtet ist, gehen wichtige Informationen verloren. Der Aufwand lohnt sich also, wenn du eine Szene korrekt belichten möchtest. In diesem Artikel hast du gelernt, was Bracketing ist, warum es in der Landschaftsfotografie so wichtig ist, wie du eine Belichtungsreihe aufnehmen kannst und wie du diese am Computer zusammensetzt. Vielen Dank für deine Zeit, und ich hoffe, der Artikel hat dir gefallen.
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