Küstenfotografie

Küstenfotografie gehört zu den aufregendsten Bereichen der Landschaftsfotografie, denn sie bietet unzählige kreative Möglichkeiten, mit Licht, Bewegung und Komposition zu spielen. Doch wie fängt man die wilde Schönheit des Meeres am besten ein? In diesem Blogbeitrag zeige ich dir, worauf du achten solltest, um beeindruckende Aufnahmen von Küstenlandschaften zu machen. Ich erkläre dir, wie du deine Fototour optimal planst, welche Kameraeinstellungen ideal sind und welche Techniken dir helfen, die Dynamik des Wassers perfekt festzuhalten.
Inhaltsübersicht
    Add a header to begin generating the table of contents

    Warum ist die Küstenfotografie so faszinierend?

    Die Küstenfotografie zählt zu den aufregendsten Arten der Landschaftsfotografie. Denn hier treffen dynamische Naturgewalten auf kreative Gestaltungsmöglichkeiten – und genau das macht sie so besonders. Einerseits gibt es unzählige Motive: wilde Felsküsten, sanfte Sandstrände, tosende Wellen oder ruhige Buchten. Andererseits verändert sich die Szenerie ständig – das Licht, die Gezeiten und das Wetter spielen eine entscheidende Rolle.

    Doch es ist nicht nur das fertige Foto, das begeistert, sondern vor allem der Moment des Fotografierens selbst. Wenn der Wind um die Ohren pfeift, das Wasser an den Füßen nagt und die Gischt in der Luft liegt, spürt man die ungebändigte Kraft des Meeres. Diese Nähe zur Natur macht die Seascape-Fotografie so einzigartig.
    Ein besonderer Reiz liegt im kreativen Spiel mit der Belichtungszeit. Je nach Einstellung kannst du das Wasser in sanften Nebel verwandeln oder die kraftvollen Wellen in ihrer wilden Bewegung einfrieren. Kein Foto gleicht dem anderen – und genau das macht das Fotografieren vom Meer so spannend.
    Küstenfotografie in Nordspanien
    ISO 250; 15mm; f/8; 0,40 Sekunden

    Worauf sollte man bei der Küstenfotografie besonders achten?

    Bevor du dich aufmachst, die raue Schönheit des Meeres fotografisch einzufangen, solltest du eine gründliche Recherche betreiben. Denn an der Küste herrschen völlig andere Bedingungen als in den Bergen oder Wäldern – und diese können sich innerhalb weniger Minuten dramatisch ändern. Sicherheit hat oberste Priorität!

    Gezeiten – Das ständige Kommen und Gehen des Meeres.

    Die Gezeiten, also der Wechsel zwischen Ebbe und Flut, werden durch die Anziehungskraft von Mond und Sonne gesteuert. Während der Flut kann das Wasser Küstenbereiche überschwemmen, die bei Ebbe noch begehbar waren. Wer sich bei Ebbe zu weit hinauswagt, kann von der plötzlich steigenden Flut überrascht werden. Deshalb lohnt sich ein Blick in den Gezeitenkalender, bevor du dein Equipment auspackst.

    Swell – Die unsichtbare Kraft der Wellen.

    Der Swell beschreibt den Seegang und gibt an, wie groß die Wellen sein werden. Anders als Windwellen, die direkt durch den Wind vor Ort entstehen, reisen Swell-Wellen oft hunderte Kilometer übers Meer, bevor sie die Küste erreichen. Besonders tückisch sind sogenannte Set-Wellen – unerwartet hohe Wellen, die in unregelmäßigen Abständen auftreten und Fotografen auf rutschigen Felsen oder Sandbänken überraschen können.

    Wetter – Stimmungen einfangen, aber Gefahren vermeiden.

    Wind, Regen, Nebel und Sturm können das Meer in völlig unterschiedlicher Weise präsentieren. Ein aufziehendes Unwetter kann dramatische Szenen erschaffen, ist aber gleichzeitig ein Warnsignal. Starker Wind kann nicht nur deine Kamera umreißen, sondern auch gefährliche Strömungen und Wellen erzeugen. Prüfe daher die Wettervorhersage und achte auf plötzliche Wetterumschwünge.

    Sicherheit geht vor!

    • Bleibe IMMER aufmerksam und beobachte das Wasser.
    • Lass deine Kamera nie alleine auf dem Stativ stehen – bleibe IMMER bei der Kamera.
    • Trage rutschfeste Schuhe und wasserdichte Kleidung, um dich vor nassen Überraschungen zu schützen.
    • PLANE DEINE RÜCKKEHR, besonders wenn du in Höhlen oder auf Felsen fotografierst, die bei Flut überspült werden. Manchmal können auch Strandabschnitte auf einmal abgeschnitten sein und du kommst nicht mehr raus.
    • Lasse dein Rucksack IMMER weit vom Wasser entfernt, am besten auf dem höchstmöglichen Stein liegen.
    Küstenfotografie bei Ebbe
    Besonders bei Ebbe kann man schöne Spiegelungen finden - ISO 100; 15mm; f/16; 1/30 Sekunde

    Wie sollte man seinen Trip planen?

    Eine erfolgreiche Küstenfotografie beginnt lange vor dem eigentlichen Shooting – mit einer guten Planung. Das Meer ist ein dynamisches, oft unberechenbares Element, und ohne Vorbereitung kann es passieren, dass du zur falschen Zeit am falschen Ort stehst.

    Starte mit einer Online-Recherche .

    Nicht jeder Küsten-Spot sieht zu jeder Zeit gleich aus. Manche Felsen oder Strukturen sind nur bei Ebbe sichtbar, während andere erst bei Flut dramatische Wellen brechen lassen. Bevor du losfährst, solltest du also online so viele Informationen wie möglich zu deinem Spot sammeln:

    • Gezeitenkalender checken: Wann ist Ebbe, wann Flut?
    • Swell-Daten prüfen: Werden die Wellen zu stark oder perfekt für Langzeitbelichtungen sein?
    • Fotografische Beispiele ansehen: Gibt es Bilder anderer Fotografen, um dir einen ersten Eindruck von der Gegend zu machen.
    • Blog-Artikel über den Spot suchen: Gibt es irgendwo Auskunft darüber, bei welchem Wasserstand du am besten fotografieren kannst.

    Scouting – Die Umgebung im Voraus erkunden.

    Nichts geht über eine persönliche Erkundungstour vor Ort. Wenn möglich, solltest du deinen Spot bereits vor dem eigentlichen Shooting besuchen. Dabei bekommst du ein besseres Gefühl für:

    • Zugänglichkeit: Gibt es sichere Wege, um zum Wasser zu gelangen? Gibt es einen Notfallausweg, falls die Flut kommt?
    • Gezeitenveränderungen: Wie schnell steigt das Wasser?
    • Optimale Perspektiven: Welche Winkel und Vordergründe bieten die besten Kompositionen?
    • Anderen Motive finden: Du wirst mit Sicherheit noch mehr Motive finden, als dein eigentliches Ziel.

    Tipp: Falls du nicht vorab scouten kannst, nutze Google Earth Pro, um eine erste Vorstellung vom Gelände zu bekommen.

    Wetter – Timing ist alles

    Wenn du deinen Spot ausgiebig recherchiert und idealerweise bereits vor Ort erkundet hast, fehlt nur noch der richtige Zeitpunkt mit den passenden Wetterbedingungen. Das Wetter hat einen enormen Einfluss auf die Bildstimmung: Ein bewölkter Himmel erzeugt weiches, diffuses Licht, während aufziehende Gewitter für besonders dramatische Szenen sorgen können. Halte dich also mit den Wetter-Apps auf dem Laufenden, um den richtigen Zeitpunkt zu finden.
    ISO 320; 15mm; f/16; 1/80 Sekunde
    ISO 320; 15mm; f/16; 1/80 Sekunde

    Beste Tageszeit, um das Meer zu fotografieren

    Die Wahl der richtigen Tageszeit kann den Look deiner Küstenfotos entscheidend beeinflussen. Unterschiedliche Lichtverhältnisse erzeugen völlig verschiedene Stimmungen – von sanft und harmonisch bis hin zu dramatisch und kraftvoll.

    Sonnenaufgang & Sonnenuntergang

    Die frühen Morgen- und späten Abendstunden gehören zu den besten Zeiten für die Küstenfotografie, wie auch eigentlich sonst in der Fotografie. Das Licht ist in diesen Momenten besonders weich und sorgt für eine stimmungsvolle Atmosphäre.
    Küstenfotografie in Australien
    ISO 50; 15mm; f/16; 2 Sekunden

    Goldene Stunde

    Die goldene Stunde ist die Zeit direkt nach Sonnenaufgang oder kurz vor Sonnenuntergang. Das warme, weiche Licht dieser Phase eignet sich hervorragend für stimmungsvolle und harmonische Küstenaufnahmen. Da es in dieser Zeit keine extremen Kontraste oder hartes Licht gibt, lassen sich Motive besonders ausgewogen darstellen. Gerade klassische Postkartenmotive profitieren von der angenehmen Lichtstimmung, da Farben natürlicher wirken und sich Details besser herausarbeiten lassen.
    Flut an der Küste
    ISO 80; 15mm; f/13 1 Sekunde

    Tagsüber

    Auf den ersten Blick erscheint die Mittagszeit nicht als idealer Zeitpunkt für die Küstenfotografie, da das Licht oft sehr hart und kontrastreich ist. Doch genau das kann an bewölkten Tagen für besonders dramatische Aufnahmen sorgen.

    Ein bedeckter Himmel mit dunklen Wolken verleiht den Bildern eine eindrucksvolle Stimmung. In Kombination mit ND-Filtern kannst du durch Langzeitbelichtungen faszinierende Effekte erzeugen – von sanft verwischtem Wasser bis hin zu dramatischen Himmelsszenen. 

    Küstenfotografie am Tag
    ISO 100; 15mm; f/10; 2 Sekunden

    Welche Arten der Küstenfotografie gibt es?

    Die Küste bietet eine enorme Vielfalt an Motiven. Von ruhigen, malerischen Stränden bis hin zu dramatischen Wellen, die gegen Felsen krachen – das Meer hält unendlich viele kreative Möglichkeiten bereit. Ich möchte zwei besonders spannende Arten der Küstenfotografie vorstellen:

    Küstenlandschaften – Die klassischen Postkartenmotive

    Diese Art der Küstenfotografie zeigt Strände und Küsten aus einer meist erhöhten Perspektive – etwa von einer Klippe, einem Aussichtspunkt oder einer Drohne. Die Aufnahmen wirken weit und majestätisch, oft mit dem typischen „Postkarten-Look“. Typische Merkmale dieser Landschaft sind sanft geschwungene Strände, die von kristallklarem, türkisfarbenem Wasser umspült werden. Die weiten Perspektiven fangen die atemberaubende Schönheit der Umgebung ein und bieten einen perfekten Rahmen für unvergessliche Sonnenaufgänge oder -untergänge.
    Eine Küstenlandschaft in Montenegro
    ISO 100; 15mm; f/13; 1 Sekunde

    Dramatische Küstenfotos – Mittendrin im Geschehen

    Wer näher ans Wasser geht, kann die wahnsinnige Kraft des Meeres einfangen. Hier entstehen die aufregendsten und dynamischsten Aufnahmen – sei es eine mächtige Welle, die an Felsen bricht, oder das Wasser, das sich in Steinen zurückzieht und mystische Strömungen erzeugt. Langzeitbelichtungen verwandeln das Wasser in einen sanften Nebel, während starke Kontraste zwischen dem ruhigen Wasser und den rauen Felsen eindrucksvolle Szenen schaffen. Die Gischt und Wellen bringen zusätzlich eine dynamische Bewegung in das Bild.

     

    Achtung: Diese Art der Fotografie kann gefährlich sein! Unterschätze niemals die Kraft der Wellen, achte auf rutschige Felsen und halte immer ein Auge auf’s Wasser.

    Küstenfotografie zeigt die Kraft des Wassers.
    ISO 100; 15mm; f/16; 1/5 Sekunde

    Die besten Kameraeinstellungen für die Küstenfotografie

    Die richtige Wahl der Kameraeinstellungen ist entscheidend, um das Beste aus der Küstenfotografie herauszuholen. Besonders die Blende, Belichtungszeit und ISO spielen eine große Rolle, da sie die Schärfe, Bewegung und Lichtstimmung im Bild beeinflussen.

    Blende

    Die Blende spielt eine wesentliche Rolle für die Tiefenschärfe. In der Küstenfotografie ist es oft das Ziel, eine durchgehend scharfe Landschaft von Vordergrund bis Horizont zu erhalten. Eine Blende zwischen f/8 und f/16 ist hierfür ideal, da sie eine hohe Tiefenschärfe bietet. Besonders zwischen f/8 und f/11 liefern viele Objektive ihre beste optische Leistung. Wer mit einer Kamera mit kleinerem Sensor arbeitet, sollte die Blendenwerte entsprechend anpassen – beispielsweise auf f/5.6 bis f/8 bei einer Micro-Four-Thirds-Kamera.

    Belichtungszeit

    Die Belichtungszeit bestimmt den Look deines Fotos und kann den Unterschied zwischen einem guten und einem herausragenden Bild ausmachen. Da das Meer ständig in Bewegung ist, gibt es unterschiedliche Herangehensweisen:

    Wasser einfrieren (1/250 Sekunde oder kürzer)

    Um Wellen, Gischt und einzelne Wassertropfen gestochen scharf darzustellen, ist eine kurze Belichtungszeit von 1/250 Sekunde oder kürzer ideal. Dies verleiht dem Bild eine dynamische Wirkung und zeigt die Kraft des Meeres.
    Wasser einfrieren
    ISO 250; 23mm; f/5.6; 1/320 Sekunde

    Bewegungsunschärfe im Wasser (1/5 bis 2 Sekunde)

    Diese Technik gehört zu meinen Favoriten in der Küstenfotografie, da sie den Fluss des Wassers auf eine besonders ästhetische Weise einfängt. Die Bewegung bleibt sichtbar, während die Struktur erhalten bleibt, was den Bildern eine lebendige Dynamik verleiht. Besonders eindrucksvoll wirkt diese Methode bei Strömungen, zurückweichenden Wellen oder Wasser, das über Steine fließt. So entstehen stimmungsvolle Aufnahmen, die die Bewegung des Meeres auf faszinierende Weise darstellen.

    Zurücklaufendes Wasser
    ISO 100; 18mm; f/8; 2 Sekunden

    Seidiges Wasser durch Langzeitbelichtung (ungefähr 10 Sekunden)

    Eine Langzeitbelichtung ab etwa 10 Sekunden sorgt für ein seidig-glattes Wasser und verleiht der Szene eine mystische, fast traumhafte Atmosphäre. Besonders wirkungsvoll ist dieser Effekt in Kombination mit stabilen, kontrastreichen Elementen wie Felsen oder Stegen, die dem Bild Struktur und Tiefe geben. Da eine solch lange Belichtungszeit viel Licht einfängt, ist in den meisten Fällen ein ND-Filter erforderlich, um Überbelichtungen zu vermeiden und die gewünschte Wirkung auch bei Tageslicht zu erzielen.
    Langzeitbelichtung Küstenfotografie
    ISO 100; 15mm; f/8; 30 Sekunden

    ISO

    Der ISO-Wert sollte so niedrig wie möglich gehalten werden, um Bildrauschen zu vermeiden und die bestmögliche Bildqualität zu erzielen. Ein Wert von ISO 100 oder 200 ist ideal. Besonders bei Langzeitbelichtungen kann ein höherer ISO-Wert störendes Rauschen erzeugen, weshalb es sinnvoll ist, die Empfindlichkeit so gering wie möglich zu halten und stattdessen mit Blende und Belichtungszeit zu arbeiten, um die gewünschte Belichtung zu erreichen.

    Weitere nützliche Ausrüstung für die Küstenfotografie

    • ein stabiles Stativ
    • gutes Schuhwerk
    • Mikrofasertuch
    • Blasebalg
    • Fernauslöser
    • Viel Speicherplatz und schnell
    • ND-Filter
    • Verlaufsfilter

    Fazit

    Küstenfotografie ist eine der spannendsten Disziplinen der Landschaftsfotografie. Sie kombiniert atemberaubende Motive mit ständig wechselnden Bedingungen und erfordert ein gutes Gespür für Licht, Wasserbewegung und Sicherheit. Ob du klassische Postkartenmotive von einem Aussichtspunkt aufnimmst oder dich mitten ins Geschehen begibst, um die Kraft des Meeres hautnah einzufangen – jede Aufnahme erzählt ihre eigene Geschichte.

    Die richtige Planung ist dabei unerlässlich: Gezeiten, Swell und Wetter spielen eine entscheidende Rolle für das perfekte Foto. Gleichzeitig bietet das Spiel mit der Belichtungszeit unendlich viele kreative Möglichkeiten – vom eingefrorenen Wasser bis hin zu seidig-weichen Strukturen.
    Letztlich zählt aber vor allem eins: das Erlebnis. Das Fotografieren am Meer bedeutet, sich mit der Natur zu verbinden, Geduld zu haben und den richtigen Moment abzuwarten. Und genau das macht es so einzigartig!
    Lust, das Gelernte in die Praxis umzusetzen? Termine für Fotoreisen in 2025
    Werde Mitglied unserer exklusiven Facebook-Gruppe und teile deine Ergebnisse mit anderen:

    Hast du weitere Fragen? Schreib mir hier!

    Deine E-Mail Adresse wird nicht öffentlich angezeigt oder verwendet, wenn du einen Kommentar abgibst!
    Hier findest du weitere Artikel:

    Newsletter

    Erhalte kostenloses Lehrmaterial, Updates zu Fotoreisen und Workshops. Melde dich jetzt an und lerne die Kunst der Landschaftsfotografie mit mir.