Langzeitbelichtung: Das Geheimnis der stillen Bewegung

Langzeitbelichtung ist eine faszinierende Technik in der Fotografie, um Bewegungen, Licht und Zeit auf einzigartige Weise einzufangen. Sie bietet viele kreative Möglichkeiten, um großartige Bilder zu schaffen. Doch wie gelingt es, die Schönheit und Stimmung einer Szene durch Langzeitbelichtung vollständig einzufangen? In diesem Artikel verrate ich dir alles, was du über Langzeitbelichtungen wissen musst – von den Grundlagen über die nötige Ausrüstung und Kameraeinstellungen bis hin zu einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, damit auch deine Langzeitbelichtungen beeindrucken.

Inhaltsübersicht
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    Einführung in die Langzeitbelichtung

    Langzeitbelichtung ist eine Technik in der Fotografie, die es ermöglicht, Bilder über einen längeren Zeitraum aufzunehmen, um Effekte sichtbar zu machen, die das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann. Werfen wir einen Blick darauf, was Langzeitbelichtung eigentlich ist und warum sie in der Landschaftsfotografie so wichtig ist.

    Was ist Langzeitbelichtung?

    Bei Langzeitbelichtungen bleibt der Kameraverschluss länger geöffnet als bei normalen Aufnahmen. Das bedeutet, dass das Bild über einen längeren Zeitraum aufgenommen wird, was zu einer Vielzahl von kreativen Effekten führen kann, wie z.B. das Verwischen von Wolken, das Einfangen von Lichtspuren oder das Glätten/Weichzeichnen von Wasser. Das liegt daran, dass alles, was während der Belichtungszeit passiert, von der Kamera aufgenommen wird. So werden Momente über einen längeren Zeitraum hinweg dargestellt. Diese Effekte verleihen unseren Landschaftsfotos eine besondere Atmosphäre und eröffnen neue gestalterische Möglichkeiten.
    Langzeitbelichtung
    Durch eine Langzeitbelichtung konnte ich die Bewegung der Wolken darstellen.

    Anwendungen von Langzeitbelichtung in der Landschaftsfotografie

    In der Landschaftsfotografie gibt es viele Anwendungen für Langzeitbelichtungen. Einige der beliebtesten sind:
    Wasserfälle und Flüsse: Durch Langzeitbelichtungen können wir fließendes Wasser weich und seidig erscheinen lassen, was dem Bild eine ruhige und ästhetische Qualität verleiht.
    Wasser seidig darstellen durch Langzeitbelichtung.
    Seen/Gewässer: Durch Langzeitbelichtungen können Wasseroberflächen geglättet und Spiegelungen im Wasser verstärkt werden.
    Langzeitbelichtung am See

    Meeres- und Küstenlandschaften: Langzeitbelichtungen können eingesetzt werden, um die Bewegung der Wellen einzufangen und dem Bild eine dynamische Energie zu verleihen.

    Langzeitbelichtung am Meer

    Nachtaufnahmen: Bei nächtlichen Landschaftsaufnahmen lassen sich mit Langzeitbelichtungen die Lichtspuren von Fahrzeugen, das Flackern von Stadtlichtern oder Aufnahmen der Milchstraße aufnehmen.

    Langzeitbelichtung bei Nacht

    Bewegung in der Landschaft: Ob sich Wolken am Himmel bewegen oder Bäume im Wind schwanken, die Langzeitbelichtung kann diese Bewegungen betonen und dem Bild eine zusätzliche Dimension verleihen.

    Australien,-Prince-Henry
    Die Möglichkeiten der Langzeitbelichtung in der Landschaftsfotografie sind nahezu unbegrenzt und bieten dem Fotografen die Chance, seiner kreativen Vision Ausdruck zu verleihen und einzigartige Bilder zu schaffen.

    Ausrüstung für Langzeitbelichtung

    Um qualitativ hochwertige Langzeitbelichtungen durchführen zu können, ist die richtige Ausrüstung von Bedeutung. Hier einige wichtige Aspekte:

    Kamera: Welche Eigenschaften braucht deine Kamera für eine Langzeitbelichtung?

    Zunächst ist es wichtig, eine Kamera zu haben, die den manuellen Modus unterstützt, um die Belichtungszeit genau einstellen zu können. Ein weiterer Vorteil ist der BULB-Modus, bei dem der Verschluss so lange offen bleibt, wie der Auslöser gedrückt wird. Dies ist besonders bei Langzeitbelichtungen nützlich, bei denen Belichtungszeiten von mehr als 30 Sekunden oder sogar mehreren Minuten erforderlich sind.

    Objektive für Langzeitbelichtungen

    Grundsätzlich können alle Arten von Objektiven für Langzeitbelichtungen verwendet werden, da die Wahl des Objektivs stark vom Motiv und der kreativen Vision abhängt. Weitwinkelobjektive eignen sich gut für klassische Landschaftsaufnahmen, während Teleobjektive nützlich sein können, um entfernte Details einzufangen.

    Stativ: Warum ist ein stabiles Stativ für Langzeitbelichtungen entscheidend?

    Da bei Langzeitbelichtungen oft mit Belichtungszeiten von 1/10 Sekunde bis zu mehreren Minuten fotografiert wird, ist es unmöglich, die Kamera ruhig zu halten, was zu verwackelten Fotos führen würde. Wähle einen geeigneten Bildausschnitt, stelle die Kamera auf ein Stativ und du brauchst dir keine Sorgen um verwackelte Bilder zu machen.

    Sonstiges Zubehör für Langzeitbelichtung

    1. Fernauslöser: Mit einem Fernauslöser kannst du die Kamera berührungslos auslösen, was die Gefahr von Verwacklungen verringert. Außerdem ist ein Fernauslöser unerlässlich, wenn du im BULB-Modus Aufnahmen machst, die länger als 30 Sekunden dauern. Denn im BULB-Modus belichtet man so lange, wie man den Auslöser gedrückt hält. Ohne Fernauslöser müsste man den Auslöser an der Kamera die ganze Zeit gedrückt halten, was zu Verwacklungen führen würde.
    2. Sucherabdeckung/Okularverschluss: Um Streulicht zu vermeiden und sicherzustellen, dass während der Langzeitbelichtung kein Licht durch den Sucher in die Kamera gelangt, sollte der Sucher mit einer Sucherabdeckung oder einem Okularverschluss verschlossen werden. Falls keine Abdeckung vorhanden ist, kann ein Streifen Klebeband verwendet werden. Bei spiegellosen Kameras ist dies nicht erforderlich.
    Schleier Effekt im Wasser durch eine Langzeitbelichtung.
    ISO 800; 15mm, f/8; 1 sec.

    Filter für Langzeitbelichtung

    Die Verwendung von Filtern ist in bestimmten Situationen für die Erstellung von Langzeitbelichtungen unerlässlich. Werfen wir einen Blick darauf, warum Filter wichtig sind und welche Arten von Filtern für Langzeitbelichtungen zur Verfügung stehen.

    Warum benötige ich Filter für die Langzeitbelichtung?

    Lange Belichtungszeiten hellen das Bild auf, daher ist es manchmal technisch nicht möglich, eine Langzeitbelichtung ohne Überbelichtung durchzuführen (besonders am Tag). Um dies zu vermeiden, müssen Filter verwendet werden. Diese Filter regulieren die Menge des einfallenden Lichts, so dass weniger Licht auf den Sensor trifft. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass die Belichtungszeit verlängert werden kann, ohne dass das Bild überbelichtet wird – ideal für Langzeitbelichtungen.

    Welcher Filter kann ich für eine Langzeitbelichtung verwenden?

    Zwei der gebräuchlichsten Filtertypen für Langzeitbelichtungen sind ND-Filter (Neutraldichtefilter) und Verlaufsfilter.

    ND-Filter: Diese Filter reduzieren die Lichtmenge, die in die Kamera gelangt. Dadurch können Fotografen längere Belichtungszeiten verwenden, um Bewegungen einzufangen oder eine Überbelichtung zu vermeiden, insbesondere bei hellem Umgebungslicht. ND-Filter sind im Wesentlichen dunkle Glasscheiben, die das Foto gleichmäßig abdunkeln.

     

    Hier eine Liste von ND-Filtern der Marke Irix Lens, die ich selbst seit einigen Jahren verwende und empfehlen kann:

    Filter Irix Edge 100 SR Full ND8 (0,9)
    Filter Irix Edge 100 SR Full ND32 (1,5)
    Filter Irix Edge 100 SR Full ND128 (2.1)
    Filter Irix Edge 100 SR Full ND1000 (3.0)

    ND-Filter für Landschaftsfotografie
    Filter Irix Edge 100 SR Full ND1000

    Verlaufsfilter: Diese Filter haben eine abgestufte Dichte, die es ermöglicht, den Himmel dunkler zu machen, während der untere Teil des Bildes unverändert bleibt. Dies ist besonders bei Landschaftsaufnahmen nützlich, um den Dynamikumfang auszugleichen und Details im Himmel zu erhalten. Besonders für Sonnenauf- und -untergänge sind Verlaufsfilter geeignet.

     

    Hier eine Liste von sanften Verlaufsfiltern (Soft Edge Graduated ND Filter- Soft GND) der Marke Irix Lens, die ich selbst seit einigen Jahren verwende und empfehlen kann:

     

    Irix filter Edge Soft GND4 (0.6)
    Irix filter Edge Soft GND8 (0.9)
    Irix filter Edge Soft GND16 (1.2)
    Irix filter Edge Soft GND32 (1.5)

    Irix filter Edge Soft GND16 (1.2)

    Neben ND- und Verlaufsfiltern gibt es auch Polarisationsfilter, Farbfilter und mehr.

    Belichtungszeiten berechnen mit ND-Filter für Langzeitbelichtungen

    Da ND-Filter die Szene abdunkeln, muss die Belichtungszeit verlängert werden, um die gewünschte Helligkeit im Bild zu erreichen (Langzeitbelichtung). Am besten berechnet man die Belichtungszeit mit Hilfe von Apps oder Tabellen, die die Lichtreduktion durch den Filter berücksichtigen. Hier ein Beispiel für eine Tabelle mit verschiedenen ND-Filtern und ihren Auswirkungen auf die Belichtungszeit:

     

     

    ND2: Reduziert die Lichtmenge um 1 Blendenstufe.
    ND4: Verringert die Lichtmenge um 2 Blendenstufen.
    ND8: Verringert die Lichtmenge um 3 Blendenstufen.
    ND16: Verringert die Lichtmenge um 4 Blendenstufen.
    ND32: Verringert die Lichtmenge um 5 Blendenstufen.
    ND64: Verringert die Lichtmenge um 6 Blendenstufen.
    ND1000: Reduziert die Lichtmenge um ca. 10 Blendenstufen. 

     

     

    Apps:
    Im Grunde spielt es keine Rolle, welche App du verwendest, suche einfach in deinem Androide- oder Apple Store nach „Langzeitbelichtung berechnen“ und nimm eine kostenlose App mit guten Bewertungen. Die Berechnung ist so einfach, dass sie mit jeder App durchgeführt werden kann.

    So machst du eine Langzeitbelichtung. Die Schritt für Schritt Anleitung

    Benötige ich einen Filter?

    Die erste Frage, die du dir stellen solltest, ist, ob du für deine Langzeitbelichtung einen Filter benötigst. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem von der Tageszeit, dem Motiv und den gewünschten Effekten. Tagsüber brauchst du wahrscheinlich einen Filter, während du in dunkler Umgebung vielleicht keinen brauchst. Es kommt auch darauf an, wie stark du einen bestimmten Effekt darstellen willst. Wenn du z.B. Wasser glätten willst, brauchst du eine längere Belichtungszeit, als wenn du nur Bewegung andeuten willst.

    Langzeitbelichtung mit ND-Filter

    Wenn du einen Filter verwenden möchtest, ist es wichtig, den richtigen Filter zu wählen und die Belichtungszeit entsprechend anzupassen. Gehen wir ein Beispiel durch in dem wir einen ND1000 Filter bzw. einen 10 Stop Filter verwenden:

    1. Stativ: Befestige deine Kamera auf einem Stativ, um Verwacklungen zu vermeiden.
    2. Mache ein Referenzfoto ohne Filter: Mache zuerst ein Referenzfoto – ein ganz normales Foto, das richtig belichtet ist. Kontrolliere das Histogramm und merke dir die Belichtungszeit!
    3. Manueller Fokus: Fokussiere auf den gewünschten Punkt in der Szene und stelle die Kamera auf manuellen Fokus, um den Fokuspunkt beizubehalten (mit dunklem Filter kann die Kamera nicht fokussieren, weil sie nichts sieht).
    4. Filter befestigen: Befestige nun den Filter am Objektiv (Entweder hast du einen Schraubfilter oder du benötigst einen Filterhalter).
    5. Berechne die Belichtungszeit: Benutze eine App oder eine Tabelle, um die Belichtungszeit mit dem Filter zu berechnen. Gib die Belichtungszeit deines Referenzfotos und den verwendeten Filter (in unserem Fall ND1000) in die App ein und lese die berechnete Belichtungszeit ab.
    6. Langzeitbelichtung fotografieren: Stelle nun die berechnete Belichtungszeit ein und mache das Foto. Wenn die Belichtungszeit länger als 30 Sekunden ist, stelle deine Kamera in den BULB-Modus, starte deine Stoppuhr und beende die Belichtung, wenn die Zeit auf deiner Stoppuhr abgelaufen ist.
    Langzeitbelichtung
    ISO 100; 86mm; f/8; 138 sek.

    Langzeitbelichtung ohne Filter

    Wenn du keinen Filter besitzt, kannst du trotzdem beeindruckende Langzeitbelichtungen machen. Am besten funktioniert eine Langzeitbelichtung ohne Filter in dunkler Umgebung, zum Beispiel in der Dämmerung oder im Wald. Hier ist ein Beispiel, wie du vorgehen könntest:

    1. Wähle dein Motiv: Wähle ein interessantes Motiv, das sich für eine Langzeitbelichtung eignet. Das kann ein fließender Fluss, ein Wasserfall oder eine nächtliche Stadtlandschaft sein.
    2. Stativ: Befestige deine Kamera auf einem Stativ, um Verwacklungen zu vermeiden.
    3. Stelle deine Kamera ein: Schalte deine Kamera in den manuellen Modus und wähle eine kleine Blende (z.B. f/8 oder kleiner), um eine größere Schärfentiefe zu erzielen und gleichzeitig das Bild weiter abzudunkeln. Stelle außerdem die ISO auf einen niedrigen Wert ein, um das Bildrauschen zu minimieren und wieder mehr Spielraum bei der Belichtungszeit zu haben.
    4. Wähle deine Belichtungszeit: Passe die Belichtungszeit den anderen Einstellungen an. In dunkler Umgebung solltest du keine Probleme haben, mit z.B. einer halben Sekunde zu fotografieren. Gegebenenfalls ändere die Einstellungen so, dass du mehr Spielraum mit der Belichtungszeit hast. Probiere Belichtungszeiten zwischen 1/10 und mehreren Sekunden aus. (Achte auf die Lichtwaage deiner Kamera).
    5. Langzeitbelichtung fotografieren: Auslöser drücken und darauf achten, dass während der Belichtung keine Bewegung stattfindet (kontrolliere deine Belichtung mit dem Histogramm).
    Langzeitbelichtung
    ISO 50; 15mm, f/11; 0,40 sek.

    Mit diesen Schritten bist du bereit für atemberaubende Langzeitbelichtungen mit oder ohne Filter.

    Übungsaufgabe:
    Experimentiere mit verschiedenen Szenarien und überlege, ob du einen Filter brauchst oder nicht. Mache Langzeitbelichtungen und vergleiche die Ergebnisse, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich verschiedene Einstellungen und Filter auf deine Fotos auswirken.

    Fazit

    Langezeitbelichtung ermöglicht es dir, faszinierende Effekte und dynamische Bewegungen in deinen Fotos einzufangen, die mit normalen Belichtungszeiten nicht möglich wären. Egal ob du fließendes Wasser in samtige Schleier verwandeln oder die Lichter von Autos in eindrucksvolle Lichtspuren umwandeln möchtest, Langezeitbelichtung bietet dir unzählige kreative Möglichkeiten. In diesem Artikel hast du gelernt, was Langezeitbelichtung ist, welche Ausrüstung du benötigst, wie du die richtigen Einstellungen wählst und welche Techniken dir helfen, atemberaubende Bilder zu erstellen. Vielen Dank für deine Zeit, und ich hoffe, der Artikel hat dir gefallen.

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